Die Geschichte des Steigerturms

Der hölzerne Steigerturm

Nachdem im Frühjahr 1895 die Feuerwehr Förde gegründet wurde, erbauten bereits drei Jahre später die Wehrmänner auf einem Gemeindegrundstück in Eigenleistung einen hölzernen Steigerturm, der ein Vorgängerbau des jetzigen vorhandenen Feuerwehrturmes war. Noch vor Oktober 1917 (ein genaues Datum liegt nicht vor) wurde südlich an den Steigerturm ein Spritzenhaus angebaut; wie auch beim Turm erfolgte die Ausführung in Holzständer-Bauweise. Der erste Steigerturm stand unmittelbar angrenzend an den südlichen Anbau des heutigen Feuerwehrturmes. Da der alte Turm in den 20er Jahren zunehmend baufällig wurde, beschloss die Gemeindevertretung am 1. Februar 1928, für die freiwillige Feuerwehr ein Gerätehaus mit Steigerturm, d. h. einen vollständigen Ersatzbau, zu errichten.

Im April 1928 wurde der alte Turm dann wegen der mit der Besteigung verbundenen Gefahren gesperrt und kurz darauf gänzlich entfernt. Am 10. August 1928 brachte ein Beschluss der Gemeindevertretung die Errichtung des Neubaus näher: Die Betonarbeiten wurden an die Firma „Nebeling &. Feldmann“ in Olpe und die Maurerarbeiten an Wilhelm Müller in Förde vergeben. Mit der Planung des Baus beauftragte man den Architekten Karl Doppelbauer aus Förde. Die Dimension des Gesamtprojektes betrug in Zahlen: ca. 13 x 8 m Fläche, wobei der Steigerturm selbst über die Ausmaße 4,8 x 4,8 m bei einer Gesamthöhe von 16 m geplant wurde. Am 27. September des Jahres fand dann endlich die Grundsteinlegung für den Feuerwehrturm statt.

Der neue Turm

Nach der Fertigstellung des Bauwerks war nun auch eine geeignete Möglichkeit geschaffen, die noch im Gebrauch befindlichen Hanfschläuche im Inneren des Feuerwehrturmes nach einem Einsatz durch Aufhängen zu trocknen. Am Steigerturm selbst konnten Wehrmänner mit Hakenleitern das Aufsteigen von einem Stockwerk zum nächsten realistisch üben. Gegen Ende des Jahres 1930 installierte die Firma Joseph Hahn dann eine Lichtanlage in den Neubau. Problematisch war sicherlich von Anfang an die Nähe des Gebäudes zum Veischedebach und dem fast alljährlich auftretenden Hochwasser. Der Turm stand auf einer etwa 2 Meter hohen Mauer, die den Bach begrenzte. Erst um 1990 wurde der Bachlauf um einige Meter vom Turm wegverlegt.

Aber bereits am 18.3.1928, noch in der Planungsphase für den Neubau, wies das preußische Kulturamt den Gemeindevorsteher darauf hin, dass die geplante Anlage im Überschwemmungsgebiet liege. Man ahnte wohl schon etwas. So traten dann auch schon Mitte der 30er Jahre erste Mängel auf. Es wurde an die Gemeinde ein Antrag auf Ausbesserung der Mauer hinter dem Turm gestellt. Die Lage hatte sich offenbar noch dramatisiert, denn am 25.10.1934 ging ein Bittschreiben an die „Aachener- &. Münchener“ Versicherung, in dem es heißt: „…das die Schäden, welche am Fundament durch das Hochwasser der letzten Jahre entstanden sind, neu auszementiert werden müssen, weil sonst der Turm in Gefahr kommt!“

Der Turm als Übungsobjekt

Ab 1938 bis zum Ende des Krieges wurden seitens der Feuerwehr keine Aufzeichnungen vorgenommen, somit gibt es auch während dieser Phase keinerlei Wissen um den Zustand des Bauwerks. Während des Sommers 1945 wurden das ausgeplünderte Gerätehaus gereinigt und die noch verfügbaren Einsatzgeräte wieder einsatzfähig gemacht. Sonst hat der Turm den Krieg wohl gut überstanden, zumindest sind negative Ereignisse nicht überliefert. Aufgrund der einsetzenden, motorisierten Fuhrparkerweiterungen zog die Löschgruppe 1964 in die Baracken des alten Kindergartens um, die gegenüber dem Steigerturm lagen (wo heute die Großgaragen stehen). Dort war ein Raum frei geworden, der künftig als Kleiderraum, später zusätzlich als Schulungsraum diente; das frühere Turmgerätehaus konnte nunmehr ausschließlich als Fahrzeuggarage genutzt werden.

Auch die eigentliche Funktion des Feuerwehrturmes, nämlich die Schlauchtrocknung, fiel nach und nach durch die Anschaffung von gummierten Feuerwehrschläuchen, die nicht mehr zum Trocknen aufgehängt werden mussten, gänzlich weg. Deshalb diente der Turm nur noch als Objekt für Leiter- und Abseilübungen. Im Jahre 1966 muss einmal mehr das Turmdach abgedichtet werden, da „… bei Regenwetter Fahrzeuge und Geräte durch das herabtropfende Wasser leiden“. Zwei Jahre später wird festgestellt, dass „… die große Garage winterfest und beheizbar gemacht werden muss. Ein entsprechender Antrag auf Übernahme der Kosten wurde bereits erstellt. Ferner soll der Platz vor der Garage geteert werden“. Im Jahr 1969 konnte im Feuerwehrturm, teilweise in Eigenleistung der Mannschaft, ein neuer Estrich verlegt werden.

Knapp am Abriss vorbei

In der Zwischenzeit wurde seitens der Wehr der Wunsch nach einem neuen Gerätehaus mit einer integrierten Wohnung für den Gerätewart laut. Auf einer außerordentlichen Dienstbesprechung im März 1970 wurde bekannt gegeben: „Der Wehrführer hat mit Vertretern noch einmal den schlechten Schulungsraum besichtigt. Für ein neues Gerätehaus mit Wohnung ist aber zur Zeit kein Geld vorhanden.“ Die Stadtverwaltung plant stattdessen, den alten nahe liegenden Gemeindebauhof für die Feuerwehr bereitzustellen; ein neuer Bauhof wird in Theten errichtet,. „… Der alte Kindergarten und der Feuerwehrturm sollen später abgerissen werden“. Der Protokolleintrag zeigt deutlich, dass der Turm in dieser Zeit schon einmal knapp dem Abrissbagger entronnen ist.

Hier haben die klammen öffentlichen Kassen auch einmal etwas Gutes zur Folge. Anfang der 70er Jahre, vermutlich infolge der geplanten Anschaffung eines „großen“ Mercedes-LF8, fand ein Umbau der Garagenanlage statt, bei der die beiden nordöstlich an der Straße liegenden Garagentore zugemauert und an der Nordwestseite zwei neue Garageneinfahrten mit Blechtoren geschaffen wurden. Bis zu dieser Maßnahme stand das Magirus-TLF in der nördlichsten Garage quer zur Straße, konnte aber nur vorwärts eingefahren werden, da sonst die Torhöhe nicht passte und die Blaulichter in Mitleidenschaft gezogen worden wären. Der Opel-Blitz parkte bis zu seiner Ausmusterung in der Garage direkt unter dem Steigerturm.

Der Bau neuer Garagen

Zwischenzeitlich kam es noch zur Anschaffung von zwei TSF-Bullis, einer wurde von der aufgelösten Löschgruppe Kirchveischede übernommen. Dieser stand in zweiter Reihe hinter dem LF8. Spätestens an dieser Beschreibung ist erkennbar, dass die Garagengröße für den Fuhrpark schon längst nicht mehr ausreichte. Als ab 1988 eine neuerliche Vergrößerung des Wagenparks anstand, musste dieses Problem endgültig angegangen werden. Ein entsprechender Bauantrag zur Vergrößerung wurde noch im gleichen Jahr gestellt. Nach einigen Gesprächen mit der Stadtverwaltung in Altenhundem, in denen es um den Bestand oder Abriss des eigentlichen Feuerwehrturmes ging, konnte man sich auf den Erhalt des Turmes einigen, weil der in den Jahrzehnten seiner Existenz zu einem Grevenbrücker Wahrzeichen geworden war. Die bestehenden Garagen wurden im Oktober/November 1990 abgerissen. Bei den Abrissarbeiten wurde auch der originale Grundstein aus dem Jahr 1928 geborgen.

Schon bald nach dem Abbruch begannen die Bauarbeiten für die deutlich größeren Garagen, die erst rechtwinklig zum Turm geplant waren, aber dann doch schrägwinklig ausgeführt wurden. In dem Neubau wurde ein neuer Grundstein samt neuer Urkunde eingesetzt. Auch der alte Grundstein von 1928 fand seinen Platz hier wieder, mit einer Kopie der Ursprungsurkunde. Um die veranschlagten Baukosten nicht zu überschreiten, opferten viele Löschgruppenmitglieder ihre Freizeit, um Eigenleistungen am Objekt zu erbringen, die sich zu einer respektablen Leistung summierten. Nach eineinhalb-jähriger Bauzeit und Renovierung wurde am 16. November des Jahres 1991 der „Neu-/Altbau“ mit politischem und kirchlichem Segen feierlich eingeweiht und seiner Bestimmung als Garage für Großfahrzeuge übergeben.

Die „Historische Feuerwehr Grevenbrück e. V.“ übernimmt den Turm

Eine neuerliche Existenzgefährdung drohte dem altehrwürdigen Steigerturm im Jahre 2010, als sich abzeichnete, dass im November des folgenden Jahres die Löschgruppe Grevenbrück ihre seit nunmehr 113 Jahren angestammte Örtlichkeit verlassen würde und in ein neues, modernes und äußerst großräumiges Feuerwehrgerätehaus unweit des alten Standortes an der „K7“ Richtung St.-Claas beziehen würde. Die Stadt Lennestadt strebte für die „Zeit danach“ einen Verkauf der gesamten „Altliegenschaften“ an. Dem HFG-Vereinsvorstand schien der alte Feuerwehrturm als Unterkunft schlichtweg perfekt geeignet, um seine feuerwehrhistorischen Fahrzeuge aus der Oedinger Kaserne in den heimischen Ort Grevenbrück zurückzuholen, um Altes mit Altem wieder zu vereinen.

Schon lange war es das Vereinsziel, endlich zu geeignetem Eigentum zu gelangen, um nicht alle paar Jahre wegen unglücklicher Umstände für die großmassigen Fahrzeuge eine neue Unterkunft suchen zu müssen. Deshalb war ein Erwerb des alten Feuerwehrgeländes attraktiv und die Vorsitzenden blieben hier aktiv am Ball. Am 22. September des Jahres 2011 gab der Bauausschuss der Stadt Lennestadt in seiner Sitzung grünes Licht, dem Verein „Historische Feuerwehr Grevenbrück e. V.“ den Turm samt der angebauten Garagen zu überlassen. Bereits am folgenden Tag wurde in einer kurzfristig anberaumten Vorstandssitzung der Beschluss gefeiert. Aber es wurde auch in der Euphorie bereits darüber nachgedacht, welche Aufgaben auf den Verein mit künftig notwendigen Renovierungen zukommen würden. Mit den Bildern vom neugestalteten Turm vor Augen begannen die ersten Arbeiten am 14. Januar des folgenden Jahres.