Ein vielfach unterschätztes Utensil bei der Brandbekämpfung
Auch wenn über die Methoden der Brandbekämpfung im Mittelalter wenig bekannt ist, eines ist dennoch klar: Im Notfall waren die Bewohner der Städte und Dörfer auf solidarisches Handeln angewiesen.
Die Bauweise der Siedlungen und die zur Verfügung stehenden Baumaterialien erhöhten im Brandfall die Gefahr des Übergreifens eines Feuers. Die Fachwerkbauweise mit den vorherrschenden Materialien Holz, Lehm und Stroh und die Dichte der Bebauung förderten eine geradezu explosionsartige Ausbreitung auf die umliegenden Gebäude. Jede außer Kontrolle geratende Feuerstelle in einem Haus (Öfen und offene Feuerstellen, Beleuchtung durch Kerzen) konnte so katastrophale Auswirkungen für die gesamte Stadt nach sich ziehen.
Schnelles und gemeinsames Handeln war deshalb die wichtigste Voraussetzung für die Eindämmung eines Feuers. Im Haushalt oder der Werkstatt benutzte Gerätschaften standen jederzeit auch für die Brandbekämpfung zur Verfügung: Äxte und Leitern, eigens zur Brandbekämpfung gefertigte Werkzeuge, wie Feuerpatschen und Einreißhaken, oder eben der am häufigsten benutzte hölzerne oder lederne Eimer.
Der Feuerlöscheimer kann wohl als das älteste und bekannteste Utensil zur Brandbekämpfung angesehen werden. Das Bild einer von Menschen gebildeten „Eimerkette“ ist geradezu allgemeines Erinnerungsgut. Sie sorgte dafür, dass schnellstmöglich Wasser von Brunnen, Flüssen oder eigens angelegten Teichen zur Brandstelle transportiert werden konnte.
Schon in der ersten „Feuer- und Löschordnung für das Herzogtum Westfalen“ von 1784 steht der Löscheimer an erster Stelle der anzuschaffenden und bereitzuhaltenden Gerätschaften: „Jeder Bürger oder Einwohner in Städten und Freiheiten, auch jeder Bauer soll innerhalb eines Jahres einen ledernen Eimer anschaffen und solchen im Vorderhaus aufhängen, geschieht dies nicht, so soll derselbe zwei Rthlr. Strafe erlegen.“
Aber auch Öfen und offene Feuerstellen sowie Wachskerzen und „Ölfunzeln“ zur Beleuchtung waren immer wieder Ausgangspunkte für Brände, die eine schnelle Brandverbreitung begünstigten. Jeder Mann und jeder Feuerlöscheimer wurden sofort zur Bekämpfung gebraucht.
Für den Einsatz bestimmt die gleiche Verordnung: „Nach gegebenem Feuerzeichen soll aus jedem Haus wenigstens einer mit dem zum Hause gehörigen ledernen Eimer mit Wasser angefüllt zu dem Ort, wo Feuer entstanden, sich begeben.“
Damit wird der Löscheimer geradezu zum Symbol solidarischen Handels im Katastrophenfall.
Seine Bedeutung verliert das unscheinbare Gerät auch in den folgenden Jahrzehnten nicht. In der „Feuer-Polizei-Ordnung für die Provinz Westphalen“ von 1841 regelt § 65 die Bereithaltung von Löscheimern: „ Außerdem muß bei 10 Sgr. bis 1 Thaler Strafe jeder Hauswirth in den Städten wie auf dem Lande, einen mit seinem Namen oder sonst kenntlich bezeichneten tauglichen Feuereimer und auf dem Lande auch einen Feuerhaken besitzen, welche an leicht zugänglichen Orten aufzubewahren sind.“
Die Anbringung des Namens oder eines sonstigen Kennzeichens sollte dafür sorgen, dass der Hilfeleistende identifizierbar war und seine Hilfeleistung auch nachweisen konnte.
Zur Herstellung der Eimer wurde mit Eichen- oder Fichtenrinde gegerbtes Leder verwendet. Um die Behältnisse dicht zu machen, verwendeten die Hersteller – oft Sattler am Ort – Wachs, Öl oder Pech.
Als Löscheimer dienten aber nicht nur solche aus Leder, sondern auch faltbare Eimer aus Leinen oder aus imprägniertem Segeltuch. Dieser war wie ein Sack gefertigt mit einem oben angenähtem Handgriff. Seine Funktion wird erst erkennbar, wenn er mit Wasser gefüllt wird. Sein größter Vorteil war der geringe Platzbedarf in gefaltetem Zustand: Auf kleinstem Raum ließen sich so viele seiner Art aufbewahren.
In der oben zitierten Feuer-Polizei-Ordnung wird auch der ‚Konkurrent‘ des Löscheimers für die Anschaffung durch die Gemeinden verpflichtend gemacht: die Feuerspritze. Ein solches effektiveres Gerät musste entweder in der trag- oder fahrbaren Version von etwa Mitte des 19. Jahrhunderts an in den Gemeinden vorhanden sein.
Autor: Klaus Schulte
Historischer Feuerlöscheimer um 1830
Mit ledernem Trageband in altersgemäßen Zustand.
Schwarze, original alte Aufschrift des Namens „Brill“.
Lederner Löscheimer aus Theten
Schwarz mit Tragegriff aus gedrehtem Hanfseil.
Weiß beschriftet mit Namen und Initialen des Besitzers „M. Steinhoff“ und dem Namen des
Standortes „Theten“.
Lederner Löscheimer, 19. Jahrhundert
In altersgemäßen Zustand.
Mit ledernem Trageband
Lederhenkel gerissen.
Löscheimer (Falteimer) aus Leinen
Gefertigt wie ein Sack mit oben angenähtem Handgriff.
Durch die Befüllung mit Wasser erhielt er seine Form als Eimer.
Der Vorteil war der geringe Platzbedarf in gefaltetem Zustand. So ließen sich viele Eimer auf kleinstem Raum platzsparend aufbewahren.